Gestern war ich auf der Veranstaltung „Auticon stellt sich vor“  in Frankfurt. Ein Nachmittag der sich als emotionale Achterbahn herausstellen sollte. Ich habe mich entschlossen diesen Blogpost in zwei Teilen zu veröffentlichen. Erst einmal möchte ich mich dem Teil des Nachmittags widmen der sich rund um Auticon dreht.

Der Vortrag von Herrn Müller-Remus, Geschäftsführer der Auticon GmbH war angenehm. Ich hatte den Eindruck dass er seine Aufgabe bei Auticon lebt und mit ganzem Herzen dahinter steht. Nach einer kurzen Einleitung über Autismus wurden Auticon und das Konzept dahinter vorgestellt.  Auticon stellt Autisten mit dem Spezialinteresse IT ein und realisiert mit ihnen, unterstützt von Job Coaches, Projekte bei unterschiedlichen Unternehmen direkt vor Ort. Die Autisten sind also bei Auticon fest angestellt, arbeiten aber im Rahmen von Projekten „außer Haus“. Gesucht werden, und das betonte Herr Müller-Remus mehrfach, Autisten die IT leben. Die Vorgeschichte, der Lebenslauf usw sind nicht wirklich wichtig. Was zählt ist das die Bewerber ein Talent für IT Aufgaben haben, das umsetzen können und natürlich auch, mit Unterstützung der Job Coaches, zuverlässig arbeiten. Das hier nur eine recht kleine Zielgruppe unter den Autisten eingestellt werden kann wurde klar gesagt. Ich finde das gut, zum einen sucht man wirklich diejenigen die einen solchen Job leben können, zum anderen möchte man niemandem eine falsche Hoffnung machen. Natürlich kann man, und ich habe das durchaus auch schon, die Begrenzung auf die IT bemängeln. Aber irgendwo muss man ja anfangen. Oder anders gesagt: 25 in Arbeit stehende Autisten sind ein erster Schritt und vor allem 25 Menschen die auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Beschäftigung und Perspektive haben.

Es konnten während des Vortrages übrigens jederzeit Zwischenfragen gestellt werden. Bemerkenswert war die Reaktion auf zwei Zwischenfragen von mir.

Meine erste Frage drehte sich um das Thema Job Coaches. Mich interessierte ob auch Autisten für diese Aufgabe in Frage kommen könnten. Kurz gesagt: Sie kommen. Es gab auch schon Autisten die sich für diesen Job beworben hatten. Ich finde das gut, zeigt es doch dass die Fähigkeiten und Stärken zählen. Die Blicke aus dem Publikum in meine Richtung reichten allerdings von „Hä?“ bis „Niemals“. Einige Teilnehmer konnten sich wohl nicht vorstellen, dass auch ein Autist eine derart sozial anspruchsvolle Aufgabe übernehmen könnte.

Meine zweite Frage war eine Reaktion auf einen Einwurf einer anderen Teilnehmerin: Sie wollte wissen was man, noch tun könnte um die Ausbildung von Fachleuten zu verbessern. Meine Antwort: Sich die Innensicht über Autismus von einem Autisten anhören. Damit man mich einsortieren konnte erwähnte ich, dass ich Autist bin. Reaktion seitens der anwesenden Mitarbeitern von Auticon: Interessiert, offen und positiv. Man nahm meinen Einwand ernst.

Die anwesenden Fachleute hingehen schauten mich eher ausdruckslos an. Ich hatte nicht das Gefühl das ich von ihnen wirklich ernst genommen wurde. Es spiegelte sich hier auch das was ich schon vorher erlebt hatte: „Was will mir (einer top ausgebildeten Fachkraft) ein Autist schon über Autismus erzählen?“. Schade, hier wird eine Chance vergeben.

Wenn ich diesen Teil der Veranstaltung in wenigen Worten zusammenfassen müsste würde ich wohl sagen: Auticon ist eine Chance für eine kleine Gruppe von Autisten. Und wie ich, in der Kürze der Zeit, die Mitarbeiter kennengelernt habe ist Auticon ein Unternehmen das offen und interessiert ist. Sie schauen über ihren Tellerrand hinaus.

Im zweiten Teil geht es dann um den Rest der Veranstaltung der vor allem von Autismus Rhein-Main geprägt war und den ich bewusst von Auticon loslösen möchte.