Zur besseren Übersichtlichkeit kommen alle wichtigen Updates zum Offenen Brief an die Aktion Mensch in diesen Blogpost.

UPDATE:

Es gibt eine Reaktion der Aktion Mensch

Meine Antwort an die Aktion Mensch

Meine Email an die Sozialsenatorin von Bremen

Meine Email an den Paritätischen Wohlfahrtsverband in Bremen

UPDATE 26.08:

Die Aktion Mensch hört sich die Bedenken der Autisten, Angehörigen und Fachleute an. Ich habe in der kommenden Woche einen Termin in Bonn mit Herrn von Buttlar und dem Pressesprecher Herrn Decker. Ich freue mich über dieses erste Ergebnis und bin auf den Termin gespannt. Ich werde die 90 Minuten nutzen um persönlich die Ängste und Sorgen vorzubringen.

Update 03.09:

Der Vorstand von Aspies e.V. hat den offenen Brief gezeichnet

Von Autismus Deutschland, der Sozialsenatorin Bremens und auch dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Bremen habe ich bis heute keine Antwort auf meine Anfragen erhalten. Über die Gründe kann man spekulieren, in Bezug auf Autismus Deutschland macht mir das Magenschmerzen.

Das Treffen mit der Aktion Mensch hat am 01.09 stattgefunden und ich möchte hier kurz darüber berichten.

Das Treffen fand in einer angenehmen Atomsphäre in den Räumlichkeiten der Aktion Mensch in Bonn statt. Ich konnte in Ruhe mit meinem Wahrnehmungsmodell die autistische Wahrnehmung verdeutlichen, erklären was Autismus ausmacht und danach zu den Sorgen und Ängsten überleiten. Mir war es wichtig anfangs über Autismus zu informieren um auch verdeutlichen zu können warum ABA und andere derart intensive Programme bei Autismus problematisch sind.

Es kamen viele Punkte zur Sprache und ich hatte durchgehend das Gefühl, dass ich Herrn von Buttlar damit auch erreichen konnte und dass meine Einwände ernst genommen worden sind.

Wer große Erfolge erwartet hat, den muss ich enttäuschen. Die laufende Förderung von ABA und ABA verwandten Projekten wird nicht eingestellt. Für mich war das vorab auch schon klar, wer sich das von mir und meinem Besuch erhofft hatte: Sorry.

Aber ich kann einige kleine Fortschritte vermelden.

Zum einen sind Autismusprojekte aufgerufen Förderanträge zu stellen. Wer also gemeinnützig organisiert ist und ein Projekt im Bereich Autismus plant: Stellt einen Förderantrag bei der Aktion Mensch! Ich hatte das Gefühl, dass eben nur die Projekte die dominant am Markt erscheinen (eben ABA und Co) auch zu den Förderungsmöglichkeiten greifen. Nutzt die Chance und zeigt den Wohlfahrtsverbänden und der Aktion Mensch dass es mehr als ABA und Co gibt!

Des Weiteren wird, unter Initiative der Aktion Mensch, ein Expertentreffen zum Thema Autismus angestrebt. Hier sollen verschiedene Experten im Bereich Autismus sich wissenschaftlich und sachlich mit dem Thema „Frühförderung“ und „Förderungsmaßnahmen bei Autismus“ auseinandersetzen. Ich wurde gefragt ob ich an einem solchen Treffen teilnehmen möchte und habe die Teilnahme sofort zugesagt. Hier kommt der erste Knackpunkt: Ich bin der Aktion Mensch als Ansprechpartner bekannt und sie haben mich ja nun auch kennengelernt. Ich konnte Türen öffnen und habe erste kleine Schritte für Autisten machen können.

Wichtig wäre mir nun folgendes: Dass ich diesen Weg nicht alleine gehen muss und z.B. auch die Selbstvertretung in Form von Aspies e.V. mir das Vertrauen ausspricht und mich als Teilnehmer „Stellvertretend für die Autisten“ bei einer solchen Runde akzeptiert. Ich werde den Vorstand von Aspies e.V. gesondert darauf ansprechen.

Der zweite Knackpunkt ist Autismus Deutschland. Die Aktion Mensch (und auch die Wohlfahrtsverbände) wenden sich bei Fachfragen an die jeweiligen Fachverbände für Expertisen. Bei Autismus ist das seit langem Autismus Deutschland. Hier beginnt ein Teufelskreis: Wissenschaftler die an ABA und Co forschen bzw. ein entsprechendes Menschenbild von Autisten haben sitzen auch bei Autismus Deutschland in entscheidenden Positionen. Die Fachexpertisen werden sich dann also eher pro ABA oder zumindest wenig skeptisch gegenüber ABA ähnlichen Projekten ausrichten. Das wiederum ermöglicht eine Förderung von der dann die Wissenschaftler und der Fachverband auch wiederum profitieren. Dieser Teufelskreis muss aufgebrochen werden. Ich persönlich sehe hier mehrere mögliche Lösungen:

  • Mehr Regionalverbände davon überzeugen, dass ABA und Co Menschenfeindlich sind und man sich gegen diese Methodik aussprechen muss. Je mehr Verbände offen dagegen stehen umso schwerer wird es eine neutrale oder Pro ABA Linie bei Autismus Deutschland weiterzufahren. Es geht hier nicht um Ideologien sondern um die Menschenrechte der autistischen Kinder.
  • Mit größerer Reichweite über diese Methoden aufklären und ein Bewusstsein dafür zu schaffen das hier massiv gegen die Kinder gearbeitet und ihnen geschadet wird. Autismus interessiert nicht jeden Menschen, die Rechte von Kindern und Menschen mit Behinderung schon.
  • Autismus ist eine unsichtbare Behinderung. Und viel mehr als bei anderen Formen einer Behinderung ist die Innensicht der Autisten von großer Bedeutung. Wir müssen diese Innensicht als festen Bestandteil etablieren und dafür sorgen, dass wir bei Fragen rund um Autismus als Experten angesehen, geschätzt und gefragt werden.

Hier konnte ich auch schon einen kleinen Schritt gehen. Ich habe der Aktion Mensch vorgeschlagen, dass von Verbänden, Forschung und Therapien unabhängige (das war mir besonders wichtig) Experten in eigener Sache den Wohlfahrtsverbänden als Ansprechpartner und Berater angeboten werden. Damit zu fördernde Projekte schon im Vorfeld ein Feedback aus der jeweiligen Innensicht bekommen und verbessert werden können. Wenn die Wohlfahrtsverbände sich nur von denen beraten lassen die selbst ein Interesse an einer Förderung haben drehen wir uns ja im Kreis. Auch hier wurde mir signalisiert, dass die Aktion Mensch überlegt was man in Zukunft ändern oder verbessern kann.

Ihr seht: Es ist ein langer Weg den wir gehen müssen wenn wir etwas bewegen wollen. Aber die Türen stehen offen und gemeinsam können wir in kleinen Schritten etwas bewegen. Wichtig ist dass das Thema ABA nicht mehr untergeht sondern konstant im Bewusstsein bleibt. Ich sehe jetzt die Chance dazu etwas zu verändern.

Ich werde diesen Weg gehen. Habe ich Euer Vertrauen? Geht Ihr den Weg mit mir?